Dr. Achim Werckenthin: „Klein(st)salmler: Winzlinge im Aquarium“
Anschließend hielt Dr. Achim Werckenthin den ersten Vortrag über „Klein(st)salmler: Winzlinge im Aquarium“.
Am Anfang stellte er verschiedenste Kleinstsalmler vor und deren eventuelle Unterscheidungsmerkmale, z.B. bei den Axelrodia und deren rote Flecken am Schwanzstiel. So haben unter anderen Brittanichthys axelrodi einen modifizierten Schwanzstrahl, die Weibchen sind empfindlicher und kleiner als die Männer, aber dafür sind die Fische wenig scheu und betteln auch gerne.
Beim Hemmigrammus sp. „Morse Code“ stellt sich heraus, dass die Tiere schnell verfetten und deswegen nährstoffarm, aber reichlich, gefüttert werden müssen. Das selbe gilt auch für die meisten anderen Kleinstsalmler. Die „Morse Code“ bleiben gerne auf der Stelle stehen und sind somit eher unauffällig.
Die Cyanogaster cf. Noctivaga fressen gerne Flossen und verschmähen selbst weiße Mückenlarven nicht. Bei Nachtsichtaufnahmen stellte sich heraus, dass sie Schlafwandeln. Sie schwimmen ein gewisses Routenmuster, um somit nicht gefressen zu werden. Andere Kleinstsalmler hingegen schlafen zur Seite gekippt, offen auf dem Boden. Bei der Balz stellen sich die Männchen gerne mit den Kopf nach unten. Ein gezielter Ansatz ist nicht erfolgreich, sondern nur der Daueransatz. Dabei kommen ca. 20 Jungtiere durch.
Beim Tucanosalmler (Tucanoichthys tucano) liegt die Besonderheit vor, dass die Männchen den Laich oft mehrere Stunden nach dem Ablaichen verteidigen. Die Tiere bilden Kleinreviere und sind untereinander eher zänkisch.
Funkensalmler (Hyphessobrycon amandae) stellt Dr. Achim Werckenthin als Anfängerfische dar, was die Haltung und die Zucht anbelangt. Die Weibchen sind größer und fülliger und wie bei vielen Kleinstsalmler ist bei den Männchen die Afterflosse gestaucht.
Ein weiterer gut vermehrbarer Fisch ist der Schilfsalmler. Hier haben die Weibchen größere Flossen und die Männchen werden gelber.
Dr. Achim Werckenthin ging im folgenden auf die Vermehrung ein. Einerseits ist die Vermehrung im gezielten Ansatz oder per Daueransatz möglich.
Beim gezielten Ansatz wird die Ausbeute der Eier Gesamtzahl und die Befruchtungsrate erhöht, wenn man 2 Männchen und 1 Weibchen zusammensetzt. Die Männchen treiben so das Weibchen kontinuierlich. Des Weiteren ist Sonnenlicht hilfreich. Die Beckengröße beträgt 30x20x20 mit ansteigenden Laichrost. Und meistens wird morgen am zweiten Tag abgelaicht. Nach ca. einer Woche schwimmen die Larven frei und können mit Protogen, Pantoffeltierchen und Infusorien. Ca. zwei Wochen nach dem Schlupf können Artemia verfüttert werden. Nach ca. fünf Wochen sind die Tiere ausgewachsen. Wichtig ist, dass die Jungtiere abwechslungsreich gefüttert werden, um Missbildungen zu vermeiden. Aus solch einen Ansatz können dann 100-200 Jungtiere aufgezogen werden.
Bei der Zucht im Daueransatz haben sich V-Becken bewährt. Der Spalt sollte dabei 1mm betragen. Ein Laichrost stellt sich als ungünstig heraus.
Teilweise können auch Überlaufbecken genutzt werden. Wichtig für die gesamte Aufzucht sind Planarienfreie Becken.
Dr. Achim Werckenthin wiest zum Abschluss noch auf das Salmler Symposium am 16-18.11.18 in Ahrbergen bei Hannover hin.
Dr. Adrian Indermaur: „Fische der Zuflüsse des Tanganyikasees“
Als zweiter Vortragender stellte Dr. Adrian Indermaur „Fische der Zuflüsse des Tanganyikasees“ vor.
Als ersten erfolgte eine kurze bildliche Einführung in die Gegebenheiten vor Ort. Dabei hat der Tanganyikasee sehr stabile Werte von 24-31°C, einen pH-Wert von 8,8 und einen Leitwert von +650. In den Flüssen beträgt die Temperatur um die 17-25°C, 6,5 pH-Wert und einen Leitwert von 450. Die Gruppe untersuchte vor allem die Fluss-Fluss Migration von Astatotilapia burtoni. Je nach Vorkommen sind die Fische im oberen Flusslauf eher schmaler, in der Flussmündung eher höher. Bei der Untersuchung des genetischen Materiales zeigte sich, das der Astatotilapia burtoni in seiner genetische Vielfalt größer ist als der Gesamt Fischbestand des Viktorsees.
Dr. Andreas Spreinat: „Bakterienunverträglichkeit: Verluste bei Bestandserweiterung vermeiden“
Der dritte Vortrag von Dr. Andreas Spreinat handelte von „Bakterienunverträglichkeit: Verluste bei Bestandserweiterung vermeiden“.
Herr Dr. Andreas Spreinat nahm zu erste eine Einteilung der Keimbelastung vor.
Die natürliche Belastungsstärke des Malawisees ist dabei z.B. 10 Bakterien/ml und somit haben Importtiere oft ein großes Anpassungsproblem, da sie ein Keimarmes Milieu gewöhnt sind.
Bei der Vermehrungsrate der Bakterien, die oft alle 20-30 min per Zellteilung erfolgt, setzt irgendwann ein begrenzender Faktor ein. Oft ist es Eisen oder Stickstoff, sodass die Vermehrungsrate nicht unendlich steigerbar ist. Um diese Vermehrungsrate einzugrenzen können Hemmstoffe (Penicilin) eingesetzt werden oder die Abwehr des Fisches gestärkt werden.
Herr Dr. Spreinat ist der Ansicht, dass vor allem die unterschiedlichen Darmbakterien einen Einfluss auf die Bakterienunverträglichkeit zweier Herkünfte hat.
Bei der Zusammenführung von Fischen zweier unterschiedlicher Herkünfte können folgende Fälle eintreten:
Fall 1: beide Fischpopulationen kommen klar
Fall 2: die neu zugesetzten Fische sterben
Fall 3: die alt eingesessen Fische sterben
Fall 4: alle Fische sterben
Welcher der vier Fälle vorher eintritt ist nicht vorher zu sagen und hängt von weiteren Faktoren ab. Einer dieser Faktoren ist z.B. die Fütterung des Altbestandes. Durch eine sehr umfangreiche Fütterung kommt es zur Ammoniak und somit zur Nitrit bzw. Nitratbildung um Becken. Dieses hat eine Absenkung des pH-Wertes im Aquarium zu folge. Setzt man nun neue Fische an, können diese nicht an einer Bakterienunverträglichkeit sterben, sondern einfach an den ungewohnt sauren pH-Wert. Übrigens befinden sich 95% der Nitrifikationsbakterien im Filter, daher gilt je größer der Filter umso umfangreicher kann gefüttert werden.
Kommen wir zurück zur Bakterienunverträglichkeit. An sich trifft eine Unverträglichkeit eher selten ein. Und ein typisches Quarantäne-Becken macht keinen Sinn, wenn man keinen Wasseraustausch zwischen zukünftigen Aquarium und den Quarantäne-Becken vornimmt.
Am erfolgversprechendsten sind also folgende Maßnahmen, damit möglichst viele „alte“ und „neue“ Fische überleben:
Thomas Eichhorn: „Erregerbedingte Fischkrankheiten“
Der vierte Vortrag wurde von Thomas Eichhorn, Mitarbeiter von AquaGlobal in Werneuchen/OT Seefeld, Nordöstlich von Berlin, gehalten.
Aquaglobal gibt an, dass ca. 20% ihres Bestandes Wildfänge sind und 80% Nachzuchten. Typische Wildfänge sind z.B. die Ohrgitterharnischwelse und L-Welse.
Bei den Nachzuchten kommt ein großer Teil aus Teich-Nachzuchten aus Asien. Diese Teichnachzuchten werden oft unter freien Himmel gezogen. Zudem gibt es noch Kontrollierte Nachzuchten (überdacht) aus der EU und Israel.
Allgemein lassen sich die Krankheiten in Umwelt-, Erreger-, oder Ernährungsbedingt unterscheiden.
Aquaglobal nimmt vor einer Behandlung immer eine Diagnose vor. Dabei wird zuerst die Haut untersucht. Bleibt diese ohne Befund, geht es weiter über Kiemen oder den Darm.
Bei 55 % der Tiere könnte keine spezifische Erkrankung festgestellt werden. Somit ist eine Stärkung der Immunabwehr sehr wichtig und auch die Kondition in der die Tiere angeliefert werden. Dabei sind Wildfänge oft am schlechtesten zu bewerten, dann die Asiatischen Nachzuchten und im Schnitt schneiden am Besten die Nachzuchten aus der EU oder Israel ab.
Bei der Auswertung der Fischuntersuchungen kam es zu folgenden: Bei 626 Befunden traten folgende Erreger mit der Häufigkeit auf:
Interessanter weise scheinen gewisse Krankheiten bestimmte Fischgruppen zu favorisieren. So tritt der Ichtyo bei 43 Arten auf, aber nie bei Panzerwelsen.
Oodinium treten bei > 80% bei Barben auf
Darmflagellaten > 90% Cichliden
Trichodina > 80% beim Koi
Und Centrocestus kommt zu > 60% beim Platy vor
Das Unternehmen Aquaglobal behandelt alle ihre Zugänge prophylaktisch auf Ichtyo mittels Medikamente. Eine Behandlung mit Wärme funktioniert auch, aber man kann leider nicht sagen, wann die Behandlung abgeschlossen ist. Es kann also vorkommen das durch den erneuten Transportstress ein erneuter Ausbruch im Händlerbecken erfolgt. Aus diesem Grund werden alle Fische Prophylaktisch behandelt. Einzig der rote Oskar scheint gegen den Ichtyo Immun zu sein.
Bei den Darmflagellaten helfen rote Mückenlarven bei der Bekämpfung und es scheint, dass ein Übermaß an zu viel Flockenfutter die Ausbreitung der Erreger fördern kann.
Beim Centrocestus findet ein komplexer Wirtswechsel mit Vögel und Schnecken statt. Betroffene Fische haben dann Zysten in den Kiemen, werde sie dann von Vögeln gefressen, entwickeln sich im Vogeldarm die Erreger und werden wieder ins Wasser ausgeschieden. Betroffene Fische haben eine beeinträchtige Kiemenleistung und Schwimmen deswegen oft an der Beckenoberfläche. Eine Behandlung ist nicht möglich und oft verenden die Tiere frühzeitig. Eine Übertragung auf weitere Tiere im Becken ist aber nicht möglich!
Allgemein kann man zudem sagen, dass Wildfänge eher von Ichtyo, Nematoden, parasitären Krebsen und Saugwürmern befallen sind. Nachzuchten hingegen tragen eher Costia, Haut- und Kiemenwürmer bei sich. Das sind wertvolle Hinweise für die Durchführung einer prophylaktischen Behandlung.
Thomas Eichhorn spricht des Weiteren an, dass es mittlerweile nur eine begrenzte Anzahl von Medikamenten gibt und das vor allem im Bereich der Haut- und Kiemenwürmer langsam zum Problem wird.
Erik Schiller: Erhaltungszuchtprojekte des ÖV – ÖV Mata Atlantica
Als letzter Vortrag des Tages sprach Erik Schiller über Erhaltungszuchtprojekte.
Die Idee hinter dem Projekt ist es, gewisse Fischarten zu erhalten oder deren natürliche Bestände zu schonen. Viele Arten in Südamerika haben nämlich wie überall auf der Welt das Problem, dass ihr Lebensraum zerstört wird.
Das Projekt gestaltet sich so, dass durch Spenden Fische gekauft werden und diese Fische werden dann kostenlos an ausgesuchte Aquarianer abgegeben. Ziel ist es mehr über die Zucht heraus zu finden. Sollte sich kein Zuchterfolg einstellen oder die Tiere sogar verenden, trifft dem Züchter keine Schuld und er muss auch keine Entschädigung bezahlen.
Stellen sich Nachtzuchten ein, werden diese an weitere Ausgewählte Züchter verteilt, um somit einen größeren Genpool zu erhalten.
Anschließend Beschreibt Herr Schiller die Nachzucht von Schabrackenpanzerwelsen. Wie bei einigen anderen Panzerwelsen hat sich das Einbringen eines Wollmops bewährt. Zudem sollte die Strömungspumpe so eingestellt werden, dass die Strömung auf eine eingesetzte Plastik-Scheibe zielt. An diese Plastik-Scheibe erfolgt dann oft die Eiablage, sodass die Eigewinnung einfacher ist. Beim Schabrackenpanzerwels sind die Eier sehr groß und die Gelegegröße beträgt 80-150 Eier. Bei der Jungtieraufzucht ist es sinnvoll immer ausreichend Blätter mit ins Becken zu geben, da die Tiere gerne dazwischen liegen.
Abschließend gab es die Backstage Führung im Klimahaus.
Weitere Bilder findet Ihr in der Galerie.
Eure Peggy