Florian Lahmann: Urzeitkrebse in der Döberitzer Heide
Der Vortrag von Herrn Lahmann war besser, als der Titel ursprünglich vermuten ließ. Das lag vor allem an den wunderschönen kleinen Tieren, die er beschrieb.In Der Döberitzer Heide gab es mal einen Militärübungsplatz, der nun als Schutzgebiet ausgewiesen ist. Und in diesem Areal haben sich kleine Feenkrebse und Triops angesiedelt. Die zeitweise durch die militärischen Panzer verursachten Schlammpfützen sind ihr natürlicher Lebensraum. Von beiden Arten gibt es jeweils eine Sommer- und eine Winterart. Regnet es z.B. Anfang des Sommers, schlüpfen beim Feenkrebs aus Zysten kleine Krebse, die sich in kürzester Zeit Paaren und neue Zysten bilden. Diese Zysten überleben dann den Winter, um im nächsten Frühjahr eine neue Schlammpfützen Generation zu bilden. Feenkrebse und Triops kommen zeitweise gleichzeitig vor. Durch den Abzug des Militärs wurden aber die Schlammlöcher weniger und somit auch die Menge der Feenkrebse. Mit Herden vom Ur-Rind versucht man nun, auf natürliche Art und Weise wieder Schlammlöcher für die Feenkrebse her zu stellen.
Diese „kleinen-großen“ Tiere stehen unter Naturschutz und dürfen nicht aus der Natur entnommen werden. Zudem sind sie auf Wasserwertwechsel sehr anfällig.
Es gibt sogar eine europäische Raubfeenkrebsart.
Roland Numrich: Süßwasserbiotope in Zentralafrika
Herr Numrich hielt einen sehr anschaulichen Vortrag über seine Reise in Zentralafrika. Mit einer der ersten Sätze der fiel war: Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren kommt man mittlerweile sehr schnell voran. Die Chinesen bauen in Zentral- und Ostafrika die Straßen aus, im Tausch gegen Bodenschätze und Öl. Leider werden diese Straßen nicht gepflegt, sodass sich viele nach 2-3 Regenzeiten wieder in Schlammwüsten verwandeln und der Dschungel holt sich sein Gebiet zurück.
Für die Aquarianer ist diese Entwicklung Segen und Fluch zugleich. Teilweise wurden durch den Straßenbau interessante Kleinstbiotope zerstört, auf der anderer Seite kommt man nun schneller in unbekannte Gebiete.
Im Folgenden stellte Herr Numrich einige Arten und deren Fundorte vor. Zu ihnen zählten unter anderen der Zitronenkongosalmler, der Kongosalmler lemon, verschiedenste Arten der Elefantenfische und auch zahlreiche unbeschriebene Arten.
Momentan sind noch viele Verwandtschaftsverhältnisse unklar, da die Verbreitungsgebiete teilweise sehr groß sind.
Marco Hasselmann: Was einer wollte, was einer hatte, was einer haben wird: Bemerkungen und Betrachtungen zur Aquaristik
Wer Herrn Hasselmann schon mal kennen lernen durfte, weiß das er kein Mikro braucht und die Leute begeistern kann. Der Vortrag startete mit einem geschichtlichen Abriss zur Entwicklung der Aquaristik. Viele Bilder veranschaulichten die ersten Versuche.
Anschließend befasste er sich mit den Wildfängen und ihren eventuellen Einfluss auf die Ausrottung von Arten. Seiner Ansicht nach, fördert ein nachhaltiger Fang die Erhaltung der Fundorte und somit auch die Erhaltung des Regenwaldes. Zudem könnte bisher noch nicht nachgewiesen werden, dass durch reine Fangmaßnahmen eine Art ausgerottet wurde. Der Fischfang stellt für viele Einwohner eine lukrative Einnahmequelle dar, sodass bei Sperrung von Fischarten die Menschen dazu übergehen Flächen Brand zu roden und somit komplette Lebensräume zerstört werden.
Anschließend ging Herr Hasselmann auf invasive Arten ein. Es ist so, dass mittlerweile schon einige Arten verboten worden sind und nicht mehr gehalten werden dürfen.
Bei der Ansicht der Verteilung fällt auf, dass darunter 723 Wirbelose, 63 Aquaristische- und 930 Pflanzenarten zählen. Dabei ist es so, dass eine Flächendeckende Verbreitung vor allem invasive Arten aus den heimischen Gärten darstellen, wie z.B. Springkraut, Goldrute, Japan-Knöterich oder aber auch der Riesenbärenklau.
Das Problem ist zudem, dass Verbote auf EU-Ebene erstellt werden und es damit für manch Nordeuropäischen Aquarianer nicht nachvollziehbar ist, dass z.B. die Apfelschnecke verboten wurde.
Sein Fazit war, dass wir alle sehr bewusst mit unseren Pfleglingen umgehen sollen und tunlichst Entlassungen in Gewässer vermeiden sollten. Des weiteren ist die Arbeit des VDA wichtig, um die Belange der Aquarianer auf politischer Ebene vertreten zu können.
Ingo Seidel: Flossensauger, Ökologie, Pflege und Vermehrung im Aquarium
Ingo Seidel ist der Welshalter schlechthin. Viele außergewöhnliche Arten hat er schon selbst nachgezogen und nun wollte er es auch mal mit den Flossensaugern ausprobieren.
Am Anfang beschreibt Herr Seidel die Flossensauger. Sie haben meist einen stark vertikal abgeflachten Körperbau und kleine Schuppen. Ihre Brust- und Bauchflossen sind kräftig und vergrößert. Sie besitzen sehr kleine Kiemenöffnungen. Der Bauch ist flach und fungiert oft als Saugnapf. Flossensauger besitzen ein zahnloses, kleines Maul und besitzen kaum Barteln.
Im Folgenden beschreibt Herr Seidel mehrere Arten und ihre Ansprüche:
Wobei man an dieser Stelle schon erwähnen muss, dass man unbedingt auf die Bedingungen im natürlichen Lebensraum achten muss. Viele Arten kommen in hohen Lagen vor und müssen deswegen kalte Winter haben, um dauerhaft gehalten werden zu können. Zudem werden die meisten Arten zu warmgehalten.
Einige Besonderheiten: (Herr Seidel zeigte zu jeder Art sehr schöne Aufnahmen)
Allgemein kann man die Ansprüche für die Arten von Gastromyzon folgende Parameter aufstellen:
28°C, pH-Wert 5,8, GH+ KH < 10
Pandaschmerle (Yaoshania pachychilus): braucht Temperaturschwankungen, Winter <10°C, Sommer > 30°C
Homaloptera: sind Aufwuchsfresser
Chinesischer Flossensauger, Pseudogastromyzon cheni: Aufwuchsfresser, 18-24°C
Pseudogastromyzon fangi: hat eine bunte Rückenflosse, 22-26°C, Aufwuchsfresser
Sewellia Arten: 22-27°C, Insektenfresser
Allgemeine Pflegeansprüche:
Fütterung:
Zucht:
Das Becken ist relativ einfach aufgebaut. Herr Seidel hat die Tiere noch nicht bei der Eiablage beobachten können. Da die Tiere aber Laichräuber sind, muss ein bestimmter Beckenaufbau vorhanden sein. Viele Kieselsteine unterschiedlicher Größe ermöglichen es den Jungfischen groß genug zu werden und dienen als Verstecke.
Die Eier werden über den Boden verstreut oder verbuddelt. Einige Arten bevorzugen eine bestimmte Kiesgröße. Bei Sewellia-Arten dürfen nur wenige Schnecken im Becken sein und idealerweise gibt es Kieshaufen.
Hans Georg Evers: von Regenbögen und Blauaugen: Eine Reise durch Papua Barat
Was gibt es zu diesem Vortrag zu sagen? Er war ein gelungener Abschluss. Jeder der Artikel von Herrn Evers aus der Amazonas kennt, weiß wie er es schafft für Fische zu begeistern, sodass ich sofort gerne mindestens drei Regenbogenfischarten und zwei Blauaugenarten kaufen gehen wollte.
Er zeigte viele wunderschöne Bilder (Boesmani im natürlichen
Habitat), erzählte Anekdoten und machte auf den massiven Verlust des
Lebensraumes aufmerksam.
Ich danke allen Organisatoren und den Vortragenden für dieses Anregende Wochende. Weitere Bilder findet Ihr in der Galerie.